Haus Nr. 12, 2.Etage

Vor- und Frühgeschichte

Hanerau-Hademarschen liegt auf dem Schleswig-Holsteinischen Mittelrücken, einer durch den Rückzug der Gletscher geformten Altmoränen Landschaft der Saaleeiszeit. (vor 300 000-130 000 Jahren).
Sichtbare Zeugen einer sehr frühen Besiedlung sind uralte Grab-Hügel der Bronzezeit. Neun davon lassen sich noch heute in dem Parkgelände der "Hademarscher Berge" entdecken, und drei nah nebeneinander liegende sind an der Bahnstrecke in Richtung Heide kaum zu übersehen. Die ersten nachweisbaren Besiedlungsspuren stammen aus der Jungsteinzeit, aus der Zeit der Trichterbecherkultur.
Die Entdeckung dieser Zeugnisse früher Besiedlung ist einem Zufall zu verdanken. Im Jahr 1912 sollte auf den "Hademarscher Bergen", dem heutigen Hügel 1, ein Aussichtsturm gebaut werden. Bei den Arbeiten für die Fundamente stieß man auf eine auffällige Ansammlung von Steinen. Der damalige Gemeindevorsteher, Markus Wohlers, meldete diesen Fund an das Museum für Vaterländische Altertümer in Kiel.
Diese Institution führte daraufhin eine offizielle Ausgrabung durch, die das heute noch sichtbare Großsteingrab frei legte. Bei der Ausgrabung stieß man nacheinander auf Funde immer älterer Kulturen, zunächst auf eine ovale Fläche mit einer 5m langen und 4m breiten Steinsetzung von faust- bis kopfgroßen Steinen. Diese Steinsetzungen sind für die Ältere Bronzezeit (vor 3500 bis 3200 Jahren) charakteristisch. Am östlichen Rand des Ovals fand man ein zerstörtes großes und ein kleineres, noch erhaltenes Tongefäß. In den Steinschichten entdeckte man die Reste eines ehemals 2m langen Baumsarges. In der Mitte der Steinpackung lag ein 55cm langes zerbrochenes Bronzeschwert, das ursprünglich in einer Schwertscheide aus Tierfellen und Holz gesteckt hatte. Auch eine Bronzeaxt mit den Resten eines Stieles wurde in dieser Schicht gefunden.
Um die Ausgrabung weiter voranzubringen, musste die bronzezeitliche Steinsetzung abgetragen und damit leider auch zerstört werden. Jede Ausgrabung ist eine Zerstörung, daher ist eine exakte Dokumentation alles Vorgefundenen immer unerlässlich.
Direkt unter den Steinen des bronzezeitlichen Grabes stieß man auf die Decksteine eines darunter liegenden Großsteingrabes. Heute spricht man nicht mehr von MEGALITHKULTUR sondern von Trichterbecherkultur (vor 6200 bis 4800 Jahren, s. E.Probst: "Deutschland in der Steinzeit", München 1999). Die vielfältigen Großsteingräber der Trichterbecher-Kultur werden nach ihrer Form in mehrere Typen eingeteilt. Das Ganggrab im Hügel 1 gehört zu den sogenannten " Holsteiner Kammern", die man südlich der Eider vorfindet. Die Gräber hatten meistens drei Decksteine bei einer Kammerlänge von 3m bis 8,50m und einen Zugang, der von zwei Steinpaaren gesäumt war.
Die Steine des bronzezeitlichen Grabes reichten also bis auf die Decksteine der darunter liegenden Grabkammer aus der Zeit der Trichterbecher -Kultur. Das Innere der Kammer war durch den Gang an der Südseite des Grabes erreichbar. Die Kammer ist durch zwei große Decksteine zum Teil verschlossen, jedoch fehlt der dritte Deckstein an der Ostseite des Grabes , dort wo der Gang in die Kammer mündet. Die Kammer war im Innern mit einer Schicht aus zerkleinertem verbrannten Flintstein abgedeckt. Bei den Untersuchungen der Kammer stellte sich heraus, dass es sich um eine ausgeräumte, auch von nachfolgenden Kulturen noch mehrfach genutzte Grabkammer handelte. Diese Mehrfachnutzung könnte eine Erklärung für das Fehlen des dritten Decksteines sein.
Auf der Schotterschicht aus Flint, die als Bodenbelag diente, lagen in der Nordwestecke fünf Keramik-Gefäße . Diese Gefäße hatten eine besondere Zeichnung, die an das Aussehen von Fischgräten erinnert (siehe Abbildung 1) Diese Art von Keramik wurde bisher nur in den Gräbern mit Bestattungen der Einzelgrabkultur (vor 4800 bis 4300 Jahren E. Probst "Deutschland in der Steinzeit", München 1999) im Raum Hademarschen gefunden. Daher erhielt diese Keramik die Bezeichnung "Hademarscher Becher".
Zu dieser Bestattung gehörten auch noch zwei Bootäxte aus Dioritgestein sowie die Reste eines Schädels. Diese Beigaben sind kennzeichnend für die Bestattungen der Einzelgrabkultur.

Hademarscher Becher

Unter dieser Bestattung wurden auf einem Steinpflaster liegend einige Tonscherben gefunden mit einer Tiefstichverzierung. Diese Art der Verzierung ist typisch für die Trichterbecherkultur. Die Menschen der Trichterbecherkultur waren die Erbauer dieses Großsteingrabes, das in dieser Kultur als Kollektiv-Grabstätte für die ganze Sippe über einen langen Zeitraum genutzt wurde.

Großsteingrab "Holsteiner Kammer"

Zusammenfassung und Fotos von Ewald Zimmermann

Publikationen

Zu Ausgrabungen in den Hünengräbern rund um die Gemeinde wurde eine Broschüre herausgegeben.
Erhältlich im Museum

Weiterhin erhalten Sie hier auch folgende Flyer
 -Kleine archäologische Route
 -Eine literarische Wanderung
 -Große archäologische Route
 -Route durch das historische Gut Hanerau

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